FAQ der Musik auf Rädern GbR - Ambulante Musiktherapie

Musik auf Rädern GbR - FAQ der Musik auf Rädern GbR - Ambulante Musiktherapie

FAQ

  • Musiktherapie als Hilfe bei Aphasie

    Die besonderen Potenziale der Musiktherapie in der Behandlung von Aphasikern liegen darin, dass auch ohne Sprache Kommunikation stattfinden kann, dass mit und durch die Musik die Sprache/das Sprechen geübt werden kann und dass die sekundären (psychischen) Folgen (emotionale und soziale Probleme, Identitätsverlust, Traumabewältigung) mitbehandelt werden können.

    Musiktherapie findet im Einzel- und Gruppensetting statt und enthält aktive und rezeptive Elemente. Aktive Musiktherapie bedeutet, dass der Patient selbst aktiv am Musizieren beteiligt ist, entweder mit leicht spielbaren Instrumenten oder in Form von stimmlichem Ausdruck und Gesang. Musikalische Vorkenntnisse oder Notenkenntnisse sind dabei nicht erforderlich. Bei der rezeptiven Musiktherapie konzentriert sich der Patient auf das Wahrnehmen von Musik, die von der Therapeutin gespielt oder von Tonträgern abgespielt wird, und die dabei entstehenden inneren Bewegungen, Erinnerungen und Gefühle. 

    Reaktivieren von Sprachpotenzial mit Musiktherapie

    Manche Menschen mit Aphasie sind zunächst völlig verstummt oder möchten nicht sprechen, weil sie sich für ihre veränderte Sprache schämen. Im Vorfeld logopädischer Förderung oder als begleitende Maßnahme dazu bietet Musiktherapie einen geschützten Rahmen zum Ausprobieren der eigenen Stimme ohne Leistungsanforderung: Denn es muss nicht ein vollständiges Wort produziert werden, sondern es reicht ein Ton oder eine Laut. Meistens fällt es den Patienten leichter, die Stimme lautierend oder in einem musikalischen Kontext zu benutzen als bei dem Versuch, ein Wort zu formen.

    Singen bei Aphasie: Ein weiteres erstaunliches Phänomen macht sich die Musiktherapie bei der Behandlung von Aphasie zu nutze: Trotz sehr geringer Sprachfähigkeit ist es vielen Betroffenen dennoch möglich zu singen; oft ist sogar ein Lied mit dem kompletten Text fehlerfrei abrufbar. Das Hören der eigenen Stimme und die gelungene Sprachproduktion können erlösend wirken. Bekannte Lieder bilden außerdem eine Brücke zwischen Früher und Heute, zwischen Gesund und Krank, wirken somit identitätsstiftend und helfen bei der Krankheitsverarbeitung.

    Somit kann Musiktherapie im rehabilitativen Kontext helfen, spielerisch und unbelastet einen Zugang zum noch vorhandenen Sprachpotenzial zu finden und die Lernmotivation für Sprachtherapie zu fördern.

    Musiktherapie als kompensierende Kommunikationsform

    Wenn die Sprachtherapie nicht oder noch nicht den erhofften Erfolg bringt, geht es darum, kompensierende Kommunikationsformen zu finden. Die Musik in der Musiktherapie stellt ein nonverbales Medium dar, mit dessen Hilfe sich Musiktherapeutin und Patient gleichberechtigt begegnen und verständigen können. Auf diese Weise in Kontakt zu treten, Resonanz zu bekommen und verstanden zu werden, ermöglicht dem Patienten Erlebnisse von Zugehörigkeit und Gemeinschaft und hilft, Angst, Verzweiflung, Resignation und Passivität zu überwinden. Mit musikalischen Übungen kann gelernt werden, noch verbliebene Stimm- und Sprachreste möglichst expressiv zu gebrauchen. Sich auf diese Weise Ausdruck zu verschaffen, führt zu emotionaler Entlastung und Entspannung. Die Freude am spielerischen Ausdruck unterstützt die Orientierung an und Entwicklung von verbliebenen Ressourcen anstelle einer Konfrontation mit dem sprachlichen Unvermögen.

  • Musiktherapie als Hilfe bei Entwicklungsstörungen
    Kinder, die sich ab dem Zeitpunkt ihrer Geburt ohne Beeinträchtigungen entwickeln, lernen in der ersten Lebensphase vieles, ohne dass die Erwachsenen darauf bewusst Einfluss ausüben. In der spontanen Interaktion mit Erwachsenen erkunden die Kinder ihre Umwelt, machen allerlei Entdeckungen und entwickeln sich in ihrem eigenen Rhythmus, aber dennoch fast selbstverständlich und auf spielerische Weise.
    Entwicklungsstörungen sind komplexe Phänomene. Beeinträchtigungen in einem Bereich der Entwicklung haben häufig Auswirkungen auf andere Entwicklungsbereiche. Hat ein Kind Probleme beim Hören, beeinträchtigt dies oft zusätzlich die Sprachentwicklung. Die mangelnde Fähigkeit sich auszudrücken bzw. jemanden zu verstehen, beeinflusst wiederum die sozial-emotionale Entwicklung. Die Störung kann das Kind daran hindern, Kontakte zu seiner Umwelt aufzubauen. Es wird als "anders" wahrgenommen, fühlt sich dadurch unsicher und zieht sich zurück. Die Erkenntnis, ein Kind mit Entwicklungsstörungen zu haben, weckt in Eltern tiefe Emotionen, die das Gleichgewicht und das Unbefangene im Umgang mit ihrem Kind beeinflussen können und somit auch die Eltern-Kind-Beziehung. Da es vieles gibt, was nicht wie selbstverständlich funktioniert, besteht die Gefahr, dass die Sicht auf die Einschränkungen dominiert und vorhandene Fähigkeiten des Kindes zu sehr in den Hintergrund geraten. Die ständige Konfrontation mit den Beeinträchtigungen führt nicht selten dazu, dass das Kind den Mut verliert und Gefühle wie Wut, Traurigkeit und Minderwertigkeit entwickelt.
     
    Musiktherapie für Kinder mit Entwicklungsstörungen
     
    In der Musiktherapie werden musikalische Mittel und Elemente eingesetzt, um Prozesse der Veränderung, Entwicklung oder Stabilisierung auf emotionalen, kognitiven, sozialen und körperlichen Gebieten herbeizuführen. Es handelt sich meistens um musikalische Improvisationen, die auf Instrumenten oder mit der eigenen Stimme gestalten werden. Es ist Musik, die vorher nicht geplant oder geübt wurde und mit der wir das ausdrücken, was nicht gesagt werden kann. Oft gibt es Übereinstimmungen zwischen dem musikalischen Verhalten und den nicht-musikalischen Verhaltensweisen eines Kindes. Eine Veränderung des musikalischen Verhaltens kann das analoge nicht-musikalische Verhalten beeinflussen und dadurch positive Auswirkungen auf alltägliche Situationen haben. Der unbefangene Umgang mit Musik erleichtert es Kindern, Musiktherapie als kreativen Erlebnisraum zu nutzen. Das spielerische Vorgehen vermittelt Freude und Lebendigkeit und erleichtert so den therapeutischen Zugang zu Emotionen.
     
    Musiktherapie kann in vielen Entwicklungsbereichen unterstützend sein und als spezifische Therapieform Probleme und Störungen kompensieren. Das Erleben von positiven Erfahrungen und die Freude am gemeinsamen musikalischen Gestalten in einer Umgebung ohne Leistungserwartung, die sich dem Kind anpasst und es wertschätzt, sind Grundlage einer jeden musiktherapeutischen Behandlung. 
     

    Ziele und Methoden der Musiktherapie

    • Förderung der Sinnes- und Körperwahrnehmung, Motorik und Sprachentwicklung
    • Entwicklung sozialer Kompetenzen durch das musikalische Zusammenspiel
    • Möglichkeit des vielfältigen Experimentierens mit der eigenen Stimme, mit Instrumenten und Klängen in einem wertfreien, geschützten (Spiel-)Raum
    • Stärkung des Selbstvertrauens in die eigene Handlungskompetenz und des Selbstbewusstseins
    • Emotionen wie Freude, Trauer, Wut und Enttäuschung können in der Musik aufgefangen und ungefiltert ausgedrückt werden durch Lieder, eigene Texte oder Verhaltensweisen, die in Situations- und Spontanliedern oder über freies Instrumentalspiel einen Ausdruck finden
    • Förderung emotionaler Wahrnehmung und des Kommunikationsverhalten
    • Strukturierung der Musiktherapie durch Rituale (z.B. Begrüßungs- und Abschiedslied) und klare Spielvorschläge geben Sicherheit und helfen dem Kind, Grenzen und Regeln zu akzeptieren
  • Musiktherapie als Hilfe bei Wachkoma

    Das Wachkoma (Apallisches Syndrom) ist ein komplexes Krankheitsbild der Neurologie, das durch schwerste Schädigung des Gehirns verursacht wird (Z.B. durch Schädel-Hirn-Trauma, Sauerstoffmangel (Hypoxie als Folge eines Kreislaufstillstandes), Schlaganfall, Meningitis/Enzephalitis, Hirntumor oder neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson). Apallisches Syndrom meint sinngemäß "Verlust des Palliums", Trennung von Hirnstamm und Hirnrinde. Diese Definition hatte lange Zeit zur Folge, dass den betroffenen Menschen kognitive Fähigkeiten und emotionale Erlebnisfähigkeiten abgesprochen wurden, da sie ja "ohne Hirnmantel" (a-pallium) sind. Im letzten Jahrzehnt mehren sich aber Forschungsergebnisse, die kommunikative Zugänge zu Menschen im apallischen Syndrom belegen, u.a. auch in der musiktherapeutische Forschung.

    Musik als Medium verfügt über die Eigenschaft, auch schwerhirngeschädigte Menschen zu erreichen. Dies gelingt ihr zum einen dadurch, dass das Gehör der Sinn ist, der am längsten funktionsfähig und damit aufnahmebereit bleibt. Darüberhinaus erfolgt die Wahrnehmung akustischer Reize auf basalen Stufen der neurophysiologischen Informationsverarbeitung (die Verarbeitung findet im intakten Hirnstamm statt), bedarf also nicht notwendigerweise komplexer Fähigkeiten des Gehirns. 

    Verschiedene Parameter der Musik (Rhythmus, Metrum, Tonhöhe) stimulieren und vernetzen unterschiedliche Hirnareale. Das Hören von Musik aktiviert und nutzt verschiedene Hirnregionen zur gleichen Zeit - ebenso wie das aktive Musizieren. Musik aktiviert nachweislich emotionale Zentren im Gehirn und ist somit der Auslöser für neuronale Reorganisationsprozesse. Musik als multisensorische Erfahrung ermöglicht einen Kontakt- und Dialogaufbau ohne Sprache, über den Hörsinn werden die Patienten durch Klänge, Töne und Stimme angesprochen. 

    Ziele und Methoden der Musiktherapie bei Wachkoma

    • Schaffen einer Atmosphäre von Geborgenheit und Sicherheit durch Anknüpfen an vertraute akustische Erfahrungen und Eindrücke, regressive Angebote, wiederkehrende musikalische Elemente, ritualisierte Rhythmen, Melodien etc.
    • Anbahnung von Kontakt und Dialogaufbau, Förderung nonverbaler Kompetenzen durch Aufgreifen von unwillkürlichen Bewegungen und Atemrhythmus des Patienten und dem Hör- und Erfahrbarmachen in der Musik, Singen und Summen im Atemrhythmus etc.
    • Verbesserung von Wahrnehmung und Aufmerksamkeit durch multisensorische und vibroakustische Stimulation, körperliches Erfahrbarmachen von Klang, räumliches Orientierungstraining mit Musik
    • Abahnung elementarer Ausdrucksmöglichkeiten durch Aufgreifen und Verstärken willkürlicher und unwillkürlicher Signale in der Musik

    Musik spricht den Betroffenen immer zuerst als Menschen an, nicht als Kranken. Musik ist Leben, sie ist etwas Lebendiges, sie ist der menschliche Ausdruck von Leben. Gemeinsam gehörte und damit gemeinsam gestaltete Musik in der Musiktherapie kann eine Brücke bauen zwischen dem "alten" Lebensweg und der "neuen" Realität mit der Krankheit und damit eine Möglichkeit der Neuorientierung für Betroffene wie auch für das soziale Umfeld bieten. Das Erlebnis des Betroffenen, durch die Musiktherapie weiterhin wertschätzend mit der eigenen Persönlichkeit wahrgenommen zu werden, wirkt oft motivierend und bietet Förderung und Unterstützung für weiterführende rehabilitative Maßnahmen.

  • Musiktherapie als Raum für generationenübergreifende Begegnungen

    Häufig befinden sich Altenpflegeeinrichtungen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kindertagesstätten oder Grundschulen. Trotzdem sind die Lebenswelten von alten und jungen Menschen oft weit voneinander entfernt. So sind generationsübergreifende Kontakte selten, es bestehen Berührungsängste und es gibt wenig Gelegenheit und Interesse voneinander zu profitieren.

    Musik als Brücke

    Eine Annäherung von Jung und Alt kann besonders gut über die Musik gelingen. Über die Musik gelingt es Freude zu wecken, Kreativität zu entwickeln und ohne Sprache Verbindungen herzustellen. Durch sie treten Erinnerungen hervor, werden wach und reaktiviert. Voraussetzung für diese emotionalen Bewegungen ist eine Umgebung, in der sensibel mit Erinnerungen, Emotionen und Befindlichkeiten umgegangen wird. 

    Ziele und Wirkungen

    In den meisten Fällen machen sich Kinder einer Kindergartengruppe oder einer Schulklasse auf den Weg und begegnen den alten Menschen in einem für die Kinder eher fremden Lebensraum, einem Senioren- oder Pflegeheim. Die Kinder lernen diesen Raum kennen, entwickeln Verständnis und Toleranz für Menschen in anderen Lebenssituationen und bekommen vielfältige Gelegenheiten, hilfsbedürftigen Mitmenschen eine Freude zu machen oder ihnen zu helfen.

    Für die Senioren des Pflegeheim bedeutet der Besuch der Kinder eine Öffnung ihres Lebensraumes. Die kindliche Spontaneität bringt Lebendigkeit und Freude in die Einrichtung. Der Kontakt weckt Erinnerungen aus der eigenen Kindheit, mit der sie ohnehin im Stillen befasst sind. Die musikalischen Darbietungen rühren an, wecken die Sinne, regen Verstand und Gefühle an, gleich, in welchem körperlichen Zustand sich der alte Mensch befindet.

    Bausteine dieses Angebotes

    • Anfangs- und Schlusslied (Ritual)
    • Vertrautes Liedgut aus der Kindergruppe
    • Altbekanntes Liedgut
    • Erzählen von Erinnerungen
    • Bewegungsspiele
    • Nutzung verschiedener Musikinstrumente
    • Kinderreime /Gedichte
  • Musiktherapie bei demenziellen Veränderungen

    Hilfe bei Demenzerkrankung

    Musik wird oft als Königsweg in der Kommunikation mit an Demenz erkrankten Menschen beschrieben. Sie ist als Medium besonders gut geeignet für einen Kontakt mit den Betroffenen. 

    Biografisch relevante Musikerfahrungen sind resistent gegen das Vergessen. Die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Musik bleibt über den gesamten Verlauf der demenziellen Erkrankung erhalten - daher ermöglicht es Musik, auch in den fortgeschrittenen Stadien der Demenz eine Verbindung zur eigenen Vergangenheit und Herkunft zu schaffen.

    Musik aktiviert Emotionen und damit verbunden Erinnerungen. Klänge, Bewegungen, Instrumente - nahezu alles kann Spuren in die Vergangenheit legen und Situationen aus unterschiedlichen Lebensphasen wiederbeleben und vergegenwärtigen.

    Wirksame Eigenschaften der Musik

    • Musik hat Halt gebende Struktur
    • Musik geschieht in der Zeit - sie schafft Zusammenhänge in einem zusammenhangslosen Erleben
    • Musik schafft Zugehörigkeit und Gemeinschaft
    • Musik drückt Stimmungen und Emotionen aus
    • Musik kann aktivieren aber auch entspannen
    • Musik kann einen Rückzug begleiten

    Musiktherapie in verschiedenen Stadien der demenziellen Veränderung

    In früheren Stadien der Erkrankung wirkt individuell bedeutsame Musik, indem sie die Sicherheit von etwas Vertrautem und Bekanntem wiederfinden lässt. Der vielfältige Verlust von Orientierung ist allgegenwärtig, der Alltag des demenziell veränderten Menschen ist voller Unsicherheiten. Im Verlauf der Erkrankung, wenn die Sprache zunehmend verloren geht,  wird die Improvisation zu einem wichtigen Element der Musiktherapie.

    Elemente der Musiktherapie

    • gemeinsames Singen und Improvisieren
    • Singen und Improvisieren des Therapeuten für den an Demenz erkrankten Menschen
    • Gespräche
    • der Atmosphäre nachspüren
    • Kontakt über Instrumente, Lieder, Gedichte, Geschichten, Bilder

    Die Musiktherapie bewegt sich zwischen den Polen "Festhalten" in Form des Lebensrückblicks und "Loslassen" in Form des Abschiednehmens. Eine vorwärts führende, offene Bewegung kann angeregt werden und die Erstarrung in der Demenz lösen.

    Angebote

    Die Angebote reichen vom Therapieangebot innerhalb der ambulanten Betreuung bis hin zu verschiedenen Angeboten musikalischer und musiktherapeutischer Arbeit in Einrichtungen für an Demenz erkrankte Menschen.

    • Angebot in der ambulanten Betreuung 
    Einzeltherapie zu Hause
    Beratung der Angehörigen
    • Angebot im Seniorenheim, in der Tagespflege 
    Einzeltherapie
    Gruppentherapie
    Abendsingen
    offenes Singen
    Begleitung von Jahreszeitenfesten
  • Musiktherapie für frühgeborene Kinder und ihre Eltern

    Als Frühchen zur Welt kommen - ein herausfordernder Start ins Leben

    Bereits bei der Ankunft auf der Intensivneonatologiestation hat ein zu früh geborenes Kind viele traumatisierende Ereignisse erlebt: die stressige Notgeburt, medizinische Eingriffe, die zeitweise räumliche Trennung von der Mutter u.v.m. Es verliert zu plötzlich und zu früh die Geborgenheit und Sicherheit des Mutterleibes. Die Mutter-Kind-Einheit ist zerstört. Das frühgeborene Kind ist häufig für mehrere Wochen einer Vielzahl von Reizen in einer ganz fremden Umgebung ausgesetzt: hellem Licht, Lärm (Alarmsignale des Monitors, Telefon, Gespräche), strengen Gerüchen der Pflegemittel. Es hat noch nicht die Fähigkeit, sich an diese Reize anzupassen und muss diese zunächst erleiden. Dafür verbraucht es viel Energie, die es eigentlich für seine Entwicklung benötigt.
    Auch die Mutter braucht nach dem Schock der Frühgeburt Zeit, um sich in dieser Situation auf der Neonatologiestation zurecht zu finden. Die ersten Gefühle sind häufig sehr ambivalent: Angst um Leben und Tod, Machtlosigkeit aufgrund der Abhängigkeit von Ärzten und Medizin und ein Gefühl der Bindungslosigkeit, das verunsichert und Angst macht.
     
    Musiktherapie auf der Neonatologiestation
     
    Das Hörorgan ist das erste Sinnesorgan, das ab der 18. Schwangerschaftswoche funktionsfähig ist. Das Kind befindet sich im Mutterleib in einer Kathedrale voller Klänge - es hört die Herzschläge der Mutter, Verdauungsgeräusche, Geräusche der inneren Organe. Auch die Stimme der Mutter begleitet die Entwicklung des Kindes. Wenn das Kind auf die Welt kommt, kann es zwischen anderen weiblichen Stimmen und der Stimme seiner Mutter differenzieren. Daher stellt die Mutterstimme eine sehr wichtige Unterstützung für das frühgeborene Kind dar. In einer fremden Umgebung kann es sich durch diese Stimme an etwas Vertrautem "festhalten". Die Stimme vermittelt Sicherheit, Geborgenheit und Emotionen, die dem Kind helfen, Stress zu reduzieren oder gar ganz zu vermeiden.
     
    Auditive Stimulation durch die Mutterstimme
    Genau diese Eigenschaften der Mutterstimme macht sich die Musiktherapie zu Nutze, um die Entwicklung des frühgeborenen Kindes zu fördern. In einem ersten Schritt wird die Stimme der Mutter aufgenommen. Dabei spricht die Mutter das Kind direkt an, liest etwas vor, singt etwas - ausschlaggebend ist, dass die Mutter sich dabei wohlfühlt. In einem zweiten Schritt wird die Aufnahme in einer angenehmen Lautstärke abgespielt. Diese Aufnahme kann verwendet werden, wenn die Mutter abwesend oder das Kind unruhig ist. Diese auditive Stimulation trägt nachweislich zur Beruhigung und Stressreduktion bei. Gleichzeitig ist auch ein positiver Einfluss auf die Mütter erkennbar, die beispielsweise auf ihre Umgebung belastbarer wirken.
     
    Musiktherapie mit Frühgeborenen und ihren Eltern
    Bei der so genannten Schöpferische Musiktherapie mit Frühgeborenen und ihren Eltern handelt es sich um eine individualisierte und interaktive Methode des improvisierten Summens oder Singens, das durch aktiven Körperkontakt unterstützt wird. Die Musiktherapeutin passt ihre Stimme und ihre Handbewegungen an den Atemrhythmus, die Mimik und Gestik des Kindes an. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Frühgeborenen bei Anwendung dieses Ansatzes gleichmäßiger atmen, bessere Untersuchungswerte vorweisen und sich in ihrem Saug- und Trinkverhalten verbessern. Außerdem fördert die kreative Musiktherapie die Kommunikationsfähigkeit des Kindes. Bei den Eltern sind ebenfalls positive Entwicklungen erkennbar: Sie entwickeln neue und andere Kompetenzen im Umgang und in der Kommunikation mit dem Kind und fühlen sich sicherer. Die Eltern-Kind-Beziehung wird intensiver erlebt.
     
    Musiktherapeutische Begleitung in der Nachbehandlung
    Bei frühgeborenen Kindern besteht ein höheres Risiko zur Entwicklungsverzögerung als bei anderen Kindern. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), motorische oder sprachliche Retardierungen können in der Folge erscheinen. Um diesen Risiken entgegenzuwirken, kann die Musiktherapie die Entwicklung des Kindes auf einer spielerischen Ebene und in angenehmer Atmosphäre unterstützen. Die rezeptive Musiktherapie dient primär der Entspannung. Die aktive Musiktherapie basiert hingegen auf der stimmlichen und instrumentalen Improvisation oder dem Singen von Kinderliedern und soll die körperliche und seelische Entwicklung, die Kommunikationsfähigkeit und die sozialen Kompetenzen des Kinder fordern. Auch die kontinuierliche Arbeit mit den primären Bezugspersonen ist ein wichtiger Bestandteil der Musiktherapie mit frühgeborenen Kindern , um die elterliche Zuwendung zu unterstützen und damit nachhaltig die Identitätsentwicklung des Kindes zu fördern.
     
    Angebot in der ambulaten Betreuung
      • Einzeltherapie mit dem Kind zu Hause
      • Begleitung/Beratung der Eltern zu Hause
    Unser Angebot in der Klinik
      • Einzeltherapie mit dem Kind
      • Mutter-Kind- und Eltern-Kind-Sitzungen
      • Sensibilisierung und Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegepersonal der Station
  • Musiktherapie für Kinder mit Rett-Syndrom

    Musiktherapie für Kinder mit Rett-Syndrom

    Das Rett-Syndrom gehört zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen und geht mit Symptomen aus dem autistischen Spektrum und schweren körperlichen Behinderungen einher. Die Erkrankung beginnt in der frühen Kindheit nach einer bis dahin unauffälligen Entwicklung. Fast immer sind Mädchen betroffen. Typische Symptome sind der Verlust der Sprache und anderer sozialer Fähigkeiten. Auch motorische Stereotypien, wie waschende oder knetende Handbewegungen sind kennzeichnend. Hinzu kommen oft Angst- und Schlafstörungen, Atemprobleme, epileptische Anfälle, Verformungen des Skeletts, sowie Herzerkrankungen. Die Betroffenen sind auf eine Rundumbetreuung angewiesen und haben häufig eine geringe Lebenserwartung.

    Kinder mit Rett-Syndrom sind besonders empfänglich für Musik, sodass mithilfe von gezielt eingesetzten musikalischen Elementen sämtliche relevante Lebensbereiche positiv beeinflusst werden können und somit die Lebensqualität gesteigert wird. Das Besondere an dieser Therapieform ist die intrinsische Motivation, die die Kinder in der Regel mitbringen. Alle Lernprozesse sind stets mit Freude verbunden.

    Folgende Ziele verfolgt die Musiktherapie:

    Interaktionsfähigkeit verbessern bzw. erhalten

    • Sprachverständnis und -ausdruck, Kommunikation
    • Lieder, die von der Familie zur Tagesstrukturierung übernommen werden können (z.B. über Körperteile, Alltagsverrichtungen, Tiere, Gefühle) helfen, den Alltag freudvoll zu gestalten.
    • Improvisieren auf Instrumenten oder mit der Stimme (z.B. als Frage-Antwort-Spiele) ermöglicht einen unmittelbaren Kontakt auch ohne Worte und schafft Nähe und Vertrauen. Der autistische Rückzug kann abgebaut werden.

    Motorik erhalten und verbessern

    • Grob- und Feinmotorik
    • Das Bewegen zur Musik verbessert das Körpergefühl. Oft wird bei Kindern mit Rett-Syndrom ein fließenderer Gang beobachtet sowie eine Verbesserung des Gleichgewichtssinns.
    • Zielgerichtetes Greifen nach Instrumenten, das Spielen auf Tasten, Trommelfellen, Saiten und das Halten von Klöppeln und kleineren Instrumenten stärkt feinmotorische Fähigkeiten und hilft, sie längerfristig zu erhalten.

    Wahrnehmungsfähigkeit verbessern bzw. erhalten

    • Auditiv, taktil, visuell
    • Auditiv durch das aufmerksame (Zu-) Hören der live gespielten Musik
    • Taktil durch das gezielte Berühren und Spielen der Instrumente
    • Visuell durch die erforderliche Auge-Hand-Koordination beim Spielen

    Aufmerksamkeit und Konzentration verbessern bzw. erhalten

    • Selektive und geteilte Aufmerksamkeit, Konzentrationslänge
    • Die Fokussierung auf relevante Reize (Instrumente, Melodien, Rhythmen, Blickkontakt) wird ebenso trainiert wie die Konzentration auf mehrere gleichzeitig vorhandene Reize (z.B. Melodie und Bewegung).
    • Kinder lieben die Wiederholung bekannter Lieder und Musikspiele. Durch das größer werdende Repertoire äußern sie immer mehr Wünsche, deren Erfüllung sie freudig erwarten. Die Konzentrationsphasen können auf diese Weise deutlich verlängert und meist auch in anderen Lebensbereichen gesteigert werden.

    Stereotypien abbauen

    • Der Aufforderungscharakter der Instrumente, die Freude an bekannten Liedern und Spielen lässt Kinder mit autistischen Zügen häufig ihre stereotypen Bewegungsmuster „vergessen“.

    Hyperventilation abbauen

    • Durch die vertiefte Atmung beim Singen und Tönen kommt es bei vielen Kindern mit Rett-Syndrom seltener zur Hyperventilation. Eltern lernen bei Bedarf Lieder, mit denen sie Hyperventilation ihres Kindes entgegenwirken können.

    Verspannungen und Ängste abbauen

    • Neben der aktiven Musiktherapie können rezeptive Elemente, z.B. das Spielen von Klangschalen oder Monochord durch die Therapeutin zur körperlichen und seelischen Entspannung beitragen und Ängste abbauen. Rezeptive Elemente können bei Bedarf jederzeit eingesetzt und auch zu Entspannungszwecken in häuslicher Umgebung genutzt werden.

    Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl steigern und erhalten

    • Verringerung des Abhängigkeitsgefühls und Ausbau neuer Fähigkeiten
    • Kinder mit Rett-Syndrom sind oft auf die Hilfe ihrer Umwelt angewiesen und genießen daher die Selbständigkeit, mit der sie in der Musiktherapie agieren und mitentscheiden können, ganz besonders. Dies kann ein emotionaler Ausgleich zum Alltag sein.
    • Der musikalische Ausdruck eines Kindes in der Musiktherapie ist immer „richtig“. Es muss keine musikalische Leistung im herkömmlichen Sinne erbringen. Jeder Ausdruck trifft auf Resonanz von der Therapeutin und steigert so das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die eigene Person.

    Seelische Unterstützung

    • Die Erkrankung stellt sowohl für die Eltern als auch für das erkrankte Kind selbst eine schwere seelische Belastung dar, die mithilfe von Gesprächen und Musik bearbeitet und gelindert werden kann. In regelmäßig stattfindenden Elterngesprächen finden die Eltern einen Raum, um ihren ersten Schock, die Hilflosigkeit und Verzweiflung zu verarbeiten, Selbstfürsorge zu betreiben und neue Kraft zu schöpfen.
    • Das Kind findet im musikalischen Zusammenspiel Halt, Trost und einen Raum auch für unangenehme Gefühle wie Wut und Trauer, ohne den Alltag seiner Familie damit zu belasten.

    zusammengestellt von Ameli Bode, Hannover                                                                      

    Literatur:

    Deutsches Ärzteblatt „Referiert“: Rett-Syndrom. Musiktherapie hilfreich. Deutsches Ärzteblatt PP 12/2002, S.562.

    Indra Gutane-Siener: Musikalischer Einsatz der Stimme in der Musiktherapie bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen, München, GRIN Verlag, 2009.

    Regina Hänel: Musiktherapie eines Mädchens mit Rett-Syndrom und die Brücke zum pädagogischen Alltag. In Zeitschrift für Heilpädagogik 10/2002. S. 423-430.

    Alison Kerr: Annotation: Rett syndrome: recent progress and implications for research and clinical practice. Journal of Child Psychology and Psychiatry 2002; S. 277–287.

    Bettina Maroldt: "Meine Hände wollen nicht!" - Falldarstellung einer Einzelmusiktherapie beim Krankheitsbild Rett-Syndrom Musiktherapeutische Umschau Band 24/2003.

  • Musiktherapie für Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen
    Als Sprachentwicklungsstörung werden jegliche Formen der Beeinträchtigung der Sprachentwicklung bezeichnet, die von einer "normgerechten" kindlichen Sprachentwicklung abweichen. Diese Störungen können den aktiven Sprachgebrauch, aber auch die eingeschränkte Verarbeitung von Sprache betreffen.
    Die Ursachen einer Sprachentwicklungsstörung können sowohl organischer, erblicher, sozio-kultureller sowie psychischer Art sein. Sprachdefizite treten selten isoliert auf. Sie sind häufig in eine Vielfalt von Ursachen eingebettet.
    Unabhängig von der Ursache einer Sprachentwicklungsstörung sind die allgemeinen Belastungen des Kindes, seiner Familie sowie des weiteren Umfeldes im Falle einer erschwerten Kommunikation nicht zu unterschätzen.
     
    Die Sprachentwicklung bei Kindern - eine "sinnliche" Erfahrung von Gemeinsamkeit
    Bereits vor der Geburt wie auch in den ersten Monaten der Säuglingszeit wird die Grundlage einer motorischen, kognitiven, emotionalen sowie sprachlichen Entwicklung gebildet. Die Sprachentwicklung geschieht dabei nicht unabhängig von der Gesamtentwicklung, sondern ist eingebettet in eine große Vielfalt an Sinneswahrnehmungen. Die Zuordnung der einzelnen Wahrnehmungen geschieht dabei durch die Erfahrung, dass unterschiedliche Sinneseindrücke miteinander in Verbindung stehen, z.B. "Ich fühle, was ich höre" oder "Ich höre, was ich sehe". Werden diese zunächst willkürlichen Erfahrungen wiederholt gemacht, so kann sich das Kind hinsichtlich seines Erlebens, seiner Aktivitäten und Äußerungen zunehmend bewusst werden und beginnen, das Geschehen in seiner Gesamtbedeutung zu erfassen und selbst zu erkunden.
    Das Erkunden des eigenen Tuns wie auch der eigenen Äußerungen ist unmittelbar mit den Beziehungen zu nahestehenden Bezugspersonen und dem sozialen Umfeld verbunden: Wird das Kind in seinem Handeln feinfühlig unterstützt, begleitet und bestärkt, kann die damit einhergehende emotionale Sicherheit die Freude am Miteinander sowie die weitere Erkundung der Umwelt ermöglichen.
     
    Musik - eine "sinnliche Sprache" der Gemeinsamkeit
    Musik ist ein Phänomen, das die Menschen in ihrem tiefsten Inneren erreicht. Unser Körper reagiert im Sinne eines emotional-sensorischen Resonanzkörpers durch feinste Anzeichen wie z.B. Veränderung der Muskelspannung, des Herzschlags oder der Atmung auf Klänge und Rhythmen.
    Sprache und Musik weisen ähnliche und sogar gleiche Eigenschaften auf: In Sprachlauten, einzelnen Wörtern wie auch in ganzen Sätzen oder Texten erkennen wir die Phänomene Klang, Rhythmus, Melodie, Tempo, Dynamik, Phrasierung, Akzentuierung und Artikulation - Begriffe aus der Musik.
    Durch Musik ist es möglich, den Sinngehalt ganzer Texte oder auch Bilder auszudrücken. Umgekehrt kann Musik in Sprache übersetzt werden, indem sie auf ihrer Bedeutung hin untersucht wird. Musik kann universell und unabhängig von jeglicher Herkunft verstanden werden, gemeinschaftlich vereinen und sowohl seelisch als auch körperlich bewegen.
     
    Der Einsatz von Musik in der Therapie von Sprachentwicklungsstörungen
    Bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen steht die Kommunikation und die Identitätsstärkung im Fokus der Musiktherapie. Die Bereitschaft zu einer positiven Interaktion von Seiten des Kindes soll wieder hergestellt und/oder erhaltend stabilisiert werden.
    Die Erfahrungen eines positiven, vor allem eines gleichberechtigten Austausches sind in Verbindung mit einer Sprachentwicklungsstörung häufig sehr eingeschränkt. Es mangelt an jenen Erlebnissen, die mit einer abgestimmten, akustisch-sensorischen Resonanz einhergehen, die generell für eine gesunde Sprachentwicklung erforderlich sind.
    Diese Resonanz im Sinne einer feinfühligen Abstimmung kann in der Musiktherapie auf klangliche Art und Weise auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen: auf der körperlich-emotionalen, der stimmlichen und der instrumentalen Ebene.
    Das gemeinsame Erleben, Bewegen, Handeln und Experimentieren und Spielen mit unterschiedlichen Wahrnehmungs- und Ausdrucksformen lassen das Kind seine eigenen Ausdrucks- und Interaktionsmöglichkeiten neu erleben. In dem Wissen um die neurologische Wirkung der Musik können dabei gezielt einzelne sprachliche Parameter besonders berücksichtigt und entsprechend stimuliert werden.
     
    Zum Einsatz kommen u.a.
    • Freie oder themengebundene Instrumentalspiele, Rhythmusspiele und Improvisationen
    • Körper- und Wiegenlieder, Schoßreime, Krabbellieder und Fingerspiele
    • Spiele mit der Stimme, mit Mundgeräuschen und Körperklängen, Nonsensreime, Lückelieder
  • Musiktherapie für Menschen mit Autismus

    Das autistische Syndrom wurde Mitte der 1940er Jahre erstmals als eigenständiges Krankheitsbild beschrieben. Autismus wird nicht als einheitliches Krankheitsbild gesehen. Vielmehr spricht man von der autistischen Störung bzw. dem autistischen Syndrom, weil eine Vielzahl von Einzelsymptomen zusammenspielt.

    Diese oftmals komplexen und vielschichtigen Symptome sind überaus unterschiedlich ausgeprägt. Sie umfassen u.a. Kontakt- und Kommunikationsstörungen, Sprachanomalien, Bewegungsstereotypien, das Haften an bestimmten Handlungen sowie die Angst vor Neuem und Veränderungen. Im Vordergrund steht jedoch die Einschränkung des Kontakts und die Bezogenheit auf sich selbst. 

    Menschen mit Autismus zeigen zumeist eine hohe Affinität zur Musik. Dies zeigt sich beispielsweise dadurch, dass sie oftmals auf gesungene Worte besser reagieren als auf gesprochene. Musiktherapie als multisensorische Therapieform ist für Menschen mit Autismus besonders gut geeignet.

    Durch die Störungen der Wahrnehmungsverarbeitung sowie die weitere weit verzweigte Symptomatik und die oftmals vorhandenen Sprachstörungen schafft man es oft nicht, Menschen mit Autismus in ihrer Welt zu erreichen, in die sie sich zum Schutz vor Reizüberflutung zurückziehen.

    Musik bietet mit ihrer multisensorischen Wirkungsweise eine gute Möglichkeit, unsere Welt zu öffnen, damit Menschen mit Autismus allmählich lernen können, sich darin zurecht zu finden. Man hört die Klänge, man spürt die Vibrationen und die Oberfläche der Instrumente, man sieht z.B. das Schwingen der Saiten und man riecht und schmeckt bisweilen das Material, z.B. das Holz einer Blockflöte. Die nonverbale kommunikative Wirkung der Musik hilft, eine angstfreie Atmosphäre und damit leichte Zugangswege im Miteinander zu schaffen; sie stellt eine Brückenfunktion zwischen autistischem Mensch und Musiktherapeuten dar.

         Methoden und Therapieziele

    • Das musikalische Umsetzen von Sterotypien, wodurch der autistische Mensch Halt findet und sich von außen widergespielt erlebt. Die Stereotypien sowie weitere ähnliche Symptome wie zwanghafte Rituale oder Bindung an ungewöhnliche Objekte können so reduziert werden.
    • Durch die Ritualfunktion der Musik kann eine Einbindung der oft bestehenden Angst, z.B. vor neuen Ereignissen, geschehen.
    • Musikalische Spiegelung des Verhaltens und der Affekte helfen dem autistischen Menschen bei der Affektregulierung und der Affektabstimmung.
    • Musik kann durch das Hervorrufen von emotionaler Bewegung ein Weg zum Spracherwerb sein.
  • Musiktherapie in der palliativen Versorgung

    Menschen, die an einer nicht mehr heilbaren Krankheit leiden, haben dies auf verschiedenen Ebenen zu verarbeiten. Musik, die durch den Musiktherapeuten lebendig erklingt, kann dazu einen bedeutenden Beitrag leisten. Musik für die Seele - wir haben Zeit dafür.

    Musiktherapie zur Beruhigung, Atemregulierung, Entspannung, Erbauung

    Der Musiktherapeut spielt für den Patienten. In seiner Musik stellt er sich auf die Situation, die Stimmung und die körperliche Verfassung des Patienten ein. Die Musik kann beruhigen, innere Bilder entstehen lassen, und der Kranke kann in seiner Vorstellung Orte des Wohlbefindens aufsuchen.

    Interventionen zur Ressourcenstärkung, Ressourcenaktivierung und Unterhaltung

    Auf der Gitarre, dem Klavier oder dem Akkordeon begleitet der Musiktherapeut seinen Gesang, um beispielsweise Lieblingslieder für den Kranken zu singen, die der Patient auch selber mitsingen kann, wenn ihm dies möglich ist. Mit einfachen Rhythmusinstrumenten, Metallophon oder Schlitztrommel kann gemeinsam improvisiert werden. Oder bewusst ausgewählte Musik wird gemeinsam vom Tonträger angehört. Musik, die im bisherigen Leben eine wichtige Rolle spielte, kann im Zustand des Krankseins auch besondere Hilfe oder Trost sein.

    Interventionen zur Bearbeitung besonderer Themen

    Auch Gefühle der Trauer, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, Themen des Abschieds, des Loslassens, und mögliche unbearbeitete Konflikte haben Platz und Raum in der Musiktherapie. In der Musik und im anschließenden Gespräch finden die Emotionen Gehör und Verständnis.

    Instrumente für die Musiktherapie

    Der Musiktherapeut bringt alle benötigten Instrumente zur Musiktherapie mit. Dabei stellt er sich ganz auf die musikalischen Wünsche und die Bedürfnisse des Patienten ein. Die Dauer einer musiktherapeutischen Sitzung ist variabel. Sie beträgt durchschnittlich 30 bis 60 Minuten.